Sonntag, 9. August 2009

Tasmanien

Seit Montag abend sind wir wieder zurück in Sydney und nun wollen wir endlich auch mal ein bißchen über unsere erste "richtige" Reise in Australien berichten (weil wir so viel erlebt haben gibts hier erst mal nur den ersten Teil von Tasmanien, Melbourne folgt dann demnächst).

Am Mittwoch gings in aller Frühe los zum Flughafen und von dort in Tasmaniens Inselhauptstadt Hobart, wo wir unseren Mietwagen ohne Probleme in Empfang nehmen konnten. Der dortige Flughafen hat uns ein bißchen an den in der Dominikanischen Republik erinnert, er war nicht besonders groß, dafür aber sehr übersichtlich (alle Ankünfte und Abflüge haben auf eine Monitorseite gepasst und es gab nur ein einziges Kofferband).


Den ersten Tag haben wir dann wie geplant auf einer Halbinsel an der Südostküste Tasmaniens verbracht. Schon die Anfahrt war sehr schön durch abwechslungsreiche Landschaft (mit vielen Schafweiden) und hin und wieder spektakuläre Ausblicke aufs Meer. Nach wenigen Kilometern hatten wir dann ein nicht ganz so angenehmes Erlebnis: ein Polizist auf einem Motorrad hat uns angehalten weil wir wohl zu schnell u nterwegs waren (72km/h wo 60 erlaubt waren). Zum Glück war er recht nett und hat uns nur verwarnt, die Strafe hätte aber 80$ gekostet! Nochmal Glück gehabt!

Dazu muss aber auch noch gesagt werden, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht immer besonder einfeutig sind: an einer Ecke heißt es dass die Begrenzung immer 60km/h ist wenn nicht anders angegeben, an der nächsten Ecke dann ist es das gleiche Schild mit 90km/h. Die Tassies selber fahren oft ganz schön schnell, sodass man sich danach auch nicht richten kann. Die darauffolgenden Tage haben wir auf jeden Fall gut aufgepasst und haben uns nix mehr zu schulden kommen lassen ;)

Außergewöhnlich waren die die vier relativ nah beieinander liegenden Steinformationen: tesselated pavement sind Felsen die vom Meer so ausgewaschen wurden dass sie nun aussehen wie Pflastersteine, das Blowhole, der Tasman Arch (Steinbogen) und die Devil's Kitchen (sehr tief eingegrabene Schlucht).

Das war alles ziemlich beeindruckend und wir hatten ein riesen Glück mit dem Wetter. Eigentlich hatte ich erwartet dass es ununterbrochen regnen würde, aber der erste Tag war tatsächlich total regenfrei und sonnig, wenn auch kühl.


Unser eigentliches Ziel war aber Port Arthur, das uns als die meistbesuchte Attraktion der ganzen Insel angekündigt wurde, und es hat sich wirklich gelohnt.

Bei der Ansiedlung handelte es sich um eine berüchtige Sträflingskolonie, wo die ganz schlimmen Straftäter aus England hin verbannt wurden. Zur aktiven Zeit vor rund 150 Jahren war das Areal dicht besiedelt mit mehreren Wohnhäusern, Gefangenenlagern, einer Kirche, Werkstätten usw. Heute sind von den meisten Gebäuden nur noch Ruinen vorhanden, aber dennoch war die Atmosphäre ein bißchen gruselig.


Im Eintritt waren eine kommentierte Hafenrundfahrt (leider haben wir die Kommentare aufgrund Wind und des tasmanischen Slangs kaum verstanden) und eine Führung über das Gelände enthalten. Während des Rundgangs haben wir einiges über das Leben in der Kolonie erfahren, das wohl nicht besonders gemütlich war. Widerspenstige Gefangene wurden mit Isolationshaft, während der sie nur eine Stunde pro Tag rumlaufen durften (allerdings mit einer Kapuze über dem Kopf) und Religion zermürbt um sie zu "besseren" Menschen zu erziehen.

Als Abschluss haben wir uns dann noch kurz das Museum angeschaut.

Das besondere war, dass jeder Gast an der Kasse ein Spielkarte bekommen hat, mit der er dann dem Lebenslauf eines Gefangenen folgen konnte.

Ich habe den Kalkbrenner Charles Dormer gezogen, der aufgrund des Diebstahls von Hühnern und einer Rolle Stoff zu einer Strafe in New South Wales veruteilt wurde.

Nur wenige Tage nach der Rückkehr nach England ist er jedoch wieder straffällig geworden: für den Diebstahl eines Pferdes wurde er lebenslang nach Port Arthur geschickt. In der Kolonie hat er dann an der Säge gearbeitet. Da er aber bei der Arbeit aus Versehen ein Werkzeug kaputt gemacht hat und das nicht gemeldet hat kam er in Sonderhaft, was ihm sicher nicht besonders gut bekommen ist...

André hatte es besser getroffen, sein Gefangener war nur zu fünf Jahren verurteilt worden, der in Port Arthur maßgeblich am Entwerfen und dem Bau mehrere Gebäude beteiligt war.



Nachdem uns das Füttern von Tasmanischen Teufeln in einer speziellen Station dann doch zu teuer war, sind wir zurück nach Hobart gefahren, wo wir die erste Nacht in einem gemütlichen Stadthotel verbracht haben. Am Abend sind wir noch kurz zum Hafen gelaufen, wo ein sehr großes rotes Eisbrecherschiff verankert war, und haben einen kurzen Bummel durch die ehemaligen Lagerschuppen gemacht, die heute schicke Cafés, Galerien und Shops beherbergen. Da uns das Essen dort aber zu teuer war haben wir uns mit zweitklassigem indischem Essen zufrieden gegeben.


Für die folgenden zwei Tage haben wir dann die Zivilisation für tagsüber verlassen und sind in den wilden Westen der Insel gefahren. Die Natur dort ist wirklich beeindruckend, fast hinter jeder Kurve sieht es wieder ganz anders aus.


Diese Vielfalt wird auch durch mehrere Nationalparks gewürdigt, die weite Teile dieser Region bedecken. Straßen gibt es nur wenige, im äußersten Südwesten gibt es sogar ein recht großes Areal das man nur erwandern kann weil keine einzige Straße durchführt.

Tasmanien ist reich an Wasserfällen, von denen wir einige besucht haben. Die ersten beiden (Russell Falls und Horseshoe Falls) lagen im Mount Field National Park und war nur wenige Gehminuten vom Visitor Centre entfernt.

Auf dem Weg haben wir jede Menge Wallabies gesehen die im dichten Urwald herumgehopst sind. Die Wasserfälle waren wunderschön anzuschauen. Sie führten relativ viel Wasser da es in den letzten Tagen/ Wochen viel geregnet hatte (schließlich waren wir im tiefsten Winter in Tasmanien).



Die beiden Fälle waren jedoch nichts gegen die Nelson Falls, die wir nach einigen Stunden Fahrt und wiederum einem kurzen Fußmarsch erreicht haben. Sie haben so viel Wasser geführt dass man sie kaum anschauen konnte so nass ist man dabei geworden.



Die nächstgelegene Besichtigungsplattform war durch einen herabgestürzten Baum halb eingefallen und teilweise vom Fluss überspült. Als wir wieder am Auto ankamen waren wir patschnass und verfroren, aber es hat sich definitiv gelohnt! Naturgewalten sind schon immer wieder beeindruckend.


Einige Kilometer vor unserem Etappenziel sind wir durch Queenstown gefahren. Die kleine Stadt liegt pittoresk inmitten der sonst grün bewaldeten Berge. Durch eine Vielzahl an Gold-, Silber- und Kupferminen wurden die Hänge um die Ortschaft radikal abgeholzt und durch Luftverschmutzung auch alles andere abgetötet, sodass sie inzwischen mehr einer bizarren Mondlandschaft gleicht.

Übernachtet haben wir in Strahan, das im Sommer wohl ein sehr frequentiertes Ziel sein soll von Touristen, die mit der Dampfeisenbahn vom benachtbarten Queenstown hierher fahren oder eine Bootstour in die Wildnis auf dem Gordon River machen; für beides hatten wir jedoch leider nicht genug Zeit und auch kein Geld übrig.


Um diese Jahreszeit war der Ort aber regelrecht ausgestorben und auch die sehr kleine Strandpromenade mit einer Handvoll Restaurants konnte uns nicht recht überzeugen. Viel schöner war da der Sonnenuntergang, den wir nach eine etwas holprigen Fahrt zum Ocean Beach miterleben durften. Sonnenuntergänge über dem Meer in Australien werden wir wohl sonst nicht mehr sehen, da wir ja nicht die Westküste des Kontinents besuchen werden.

Übernachtet haben wir in einer kleine Hütte auf einem Campingplatz, wo es in der Nacht immer mal wieder geraschelt und geknistert hat. Am morgen waren alle unsere Klamotten kalt und klamm, sodass ich froh war als wir wieder im geheizten Auto saßen.

Auf dem weg zu unserem nächsten Ziel haben wir noch einen Zwischenstop an den Henty-Dunes gemacht, die sehr große Ähnlichkeiten mit den Sanddünen in Port Stephens haben.


Die Freude über trockene Klamotten währten jedoch nicht lange, denn wir haben uns auf den Weg zu den höchsten Wasserfällen Tasmaniens (der Höhenunterschied beträgt etwa 135m), den Montezuma-Falls, gemacht.

Der Weg führte entlang der Gleise einer alten Minenbahn mitten durch den Regenwald.

Regenwald war auch zutreffend, es hat fast die ganze Zeit geregnet und immerhin waren wir mehrere Stunden unterwegs. Bis auf einige sehr matschige und rutschige Stellen war der Weg dennoch sehr gut begehbar (auch weil er fast gar keine Höhenunterschiede aufwies).

Nach knapp 1,5 Stunden sind wir dann (ohne auch nur einem anderen Menschen begegnet zu sein) an der Hängebrücke angekommen, von der aus man die Wasserfälle gut sehen kann. Sie waren wirklich absoulut beeindruckend!

Den besten Blick hatte man von der erwähnten Hängebrücke, die den Fluss selbst und das Tal überspannte. Die Brücke war uns aber nicht so recht geheuer, da sie ziemlich wackelig und durch den Regen auch recht rutschig war, noch dazu ist sie die ganze Zeit hin und her geschwankt... Da war uns die Aussichtsplattform am Fuss der Fälle wesentlich lieber.

Zurück am Auto war insbesondere ich dann vollkommen nass bis auf die Haut, in meinen Schuhen hat sich schon das Wasser gesammelt und ich konnte mir nicht vorstellen dass die jemals wieder trocken werden könnten.



Dank Autoheizung hatten wir uns einigermaßen wieder aufgewärmt, als wir dann ein weiteres touristisches Highlight erreicht haben, den Cradle Mountain Lake St. Clair National Park. Laut Reiseführer regnet es hier an acht von zehn Tagen, gutes Wetter ist also Mangelware. Als wir aus dem Auto stiegen haben wir das auch sofort mitbekommen: der Wind war eisig und es hat andauernd geregnet.


Dennoch wollten wir uns wenigstens einen kleinen Blick in den Nationalpark nicht entgehen lassen und sind am späten Nachmittag zur kurzen Fahrt zum Dove Lake aufgebrochen. Die Landschaft dort hat uns sehr an die Alpen erinnert, viele Felsen und wolkenverhangene Berge, in der Mitte ein eisig wirkender See.


An einem der wenigen Sonnentage muss es dort wirklich paradiesisch sein, hat es uns doch sogar schon bei Schmuddelwetter sehr gefallen. Nach einem kurzen Spaziergang runter zum Seeufer waren dann die halbwegs trockenen Schuhe und die frisch angezogene Hose wieder patschnass, sodass ich nur noch zurück zum Auto wollte.

Auf dem Rückweg haben wir dann an einem Parkplatz zwei Menschen gesehen, die interessiert ein braun-graues Fellbündel anstarrten: einen Wombat! Ein Wombat ist ein Beutelsäuger, verwandt mit den Koalas und Kangaroos, der typisch ist für Australien. "Unser" Exemplar hatte es sich am Wegesrand bequem gemacht um dort in aller Seelenruhe Gras zu futtern (Wombats sind Vegetarier :) ).


Er hat sich überhaupt nicht von uns stören lassen, obwohl wir nur etwa 1,5 Meter von ihm entfernt saßen. Das war auf jeden Fall ein ganz besonderes Highlight, insbesondere weil es so unerwartet kam. Einen Wombat in freier Wildbahn zu sehen und dann auch noch so nah, das hätten wir uns nicht träumen lassen.



Nach diesem erlebnisreichen Tag war ich dann sehr froh, als wir abends erfolgreich ein Hotel in Deloraine gefunden und gegessen hatten. Unser Zimmer (inklusive Badezimmer) dort war komplett neu renoviert: man glaubt gar nicht wie glücklich man mich mit einer schönen und sauberen Dusche und einer Heizdecke im Bett machen kann! Wie in mehreren anderen tasmanischen Orten auch gab es auch in Deloraine mal eine Dampfeisenbahn, die heute frei zugänglich gegenüber unseres Hotels ausgestellt war, sehr zu Andrés Freude.

Am letzten Tag unserer kurzen Reise sind wir früh auf einer (im Vergleich zu den vergangenen Tagen) extrem komfortablen und breiten Autobahn nach Launceston, der zweitgrößten Stadt Tasmaniens, gefahren, um dort als erstes unseren Mietwagen am Flughafen wieder abzugeben.

Der Flughafen hatte eine ähnliche Größe und Ausstattung wie der von Hobart, darum beschlossen wir, einen extrem überteuerten Shuttel-Bus in die Stadt zu nehmen um die restlichen ca. 5 Stunden bis zum Abflug zu überbrücken.

Von einem Freund hier in Sydney hatten wir gehört, dass wir ja nicht zu lange in dieser Stadt verweilen sollten ("Launceston is a hole..."), aber wir haben doch einige schöne Gebäude entdeckt, z.B. den Old Umbrella Shop aus viktorianischer Zeit, der heute tatsächlich neben Souvenirs auch noch eine bunte Mischung an Regenschirmen verkauft.

Unser eigentliches Ziel war jedoch die Cataract Gorge, eine Schlucht nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Aufgrund der Anstrengungen der vergangenen Tage haben wir dann nicht den Zig-Zag-Track sondern den kinderwagentauglichen Gehweg rechts der Schlucht gewählt.

Am hinteren Ende der Schlucht wurde ein kleiner Park im englischen Stil angelegt mit einem Café das stilecht Devonshire Tea (Cream Tea) serviert.

Dort leben auch mehrere Pfaue, von denen einer uns seine ganze Pracht präsentiert hat. Wen er damit beeindrucken wollte weiß ich nicht so genau, es war jedenfalls kein Pfauenweibchen in Sicht... Weil die Zeit schon fast wieder vorbei war haben wir dann auch den Sessellift ausgelassen, der einen auf die andere Seite des Flusses gebracht hätte.

Das ist auch ein Fazit der Reise: aus Zeitmangel haben wir so viele Ecken nicht sehen können und viele Aktivitäten ausgelassen, aber drei Nächte sind nun mal nur eine begrenzte Zeit. Tasmanien ist auf jeden Fall eine Reise wert und uns hat das kühle Wetter auch nicht so viel ausgemacht, schließlich kommen wir aus Deutschland!

Dafür hatten wir ausgiebig die Möglichkeit, die Einsamkeit und die Wildnis kennenzulernen, was im Sommer sicherlich auch anders ist. Ein bißchen traurig weil ich gerne noch etwas geblieben wäre, aber auch gespannt auf den zweiten Teil der Reise, haben wir uns schließlich in den Flieger nach Melbourne gesetzt, aber dazu demnächst mehr.