Am Mittwoch gings in aller Frühe los zum Flughafen und von dort in Tasmaniens Inselhauptstadt Hobart, wo wir unseren Mietwagen ohne Probleme in Empfang nehmen konnten. Der dortige Flughafen hat uns ein bißchen an den in der Dominikanischen Republik erinnert, er war nicht besonders groß, dafür aber sehr übersichtlich (alle Ankünfte und Abflüge haben auf eine Monitorseite gepasst und es gab nur ein einziges Kofferband).
Den ersten Tag haben wir dann wie geplant auf einer Halbinsel an der Südostküste Tasmaniens verbracht. Schon die Anfahrt war sehr schön durch abwechslungsreiche Landschaft (mit vielen Schafweiden) und hin und wieder spektakuläre Ausblicke aufs Meer. Nach wenigen Kilometern hatten wir dann ein nicht ganz so angenehmes Erlebnis: ein Polizist auf einem Motorrad hat uns angehalten weil wir wohl zu schnell u nterwegs waren (72km/h wo 60 erlaubt waren). Zum Glück war er recht nett und hat uns nur verwarnt, die Strafe hätte aber 80$ gekostet! Nochmal Glück gehabt!
Außergewöhnlich waren die die vier relativ nah beieinander liegenden Steinformationen: tesselated pavement sind Felsen die vom Meer so ausgewaschen wurden dass sie nun aussehen wie Pflastersteine, das Blowhole, der Tasman Arch (Steinbogen) und die Devil's Kitchen (sehr tief eingegrabene Schlucht).
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Unser eigentliches Ziel war aber Port Arthur, das uns als die meistbesuchte Attraktion der ganzen Insel angekündigt wurde, und es hat sich wirklich gelohnt.
Bei der Ansiedlung handelte es sich um eine berüchtige Sträflingskolonie, wo die ganz schlimmen Straftäter aus England hin verbannt wurden. Zur aktiven Zeit vor rund 150 Jahren war das Areal dicht besiedelt mit mehreren Wohnhäusern, Gefangenenlagern, einer Kirche, Werkstätten usw. Heute sind von den meisten Gebäuden nur noch Ruinen vorhanden, aber dennoch war die Atmosphäre ein bißchen gruselig.
Das besondere war, dass jeder Gast an der Kasse ein Spielkarte bekommen hat, mit der er dann dem Lebenslauf eines Gefangenen folgen konnte.
Ich habe den Kalkbrenner Charles Dormer gezogen, der aufgrund des Diebstahls von Hühnern und einer Rolle Stoff zu einer Strafe in New South Wales veruteilt wurde.
André hatte es besser getroffen, sein Gefangener war nur zu fünf Jahren verurteilt worden, der in Port Arthur maßgeblich am Entwerfen und dem Bau mehrere Gebäude beteiligt war.
Nachdem uns das Füttern von Tasmanischen Teufeln in einer speziellen Station dann doch zu teuer war, sind wir zurück nach Hobart gefahren, wo wir die erste Nacht in einem gemütlichen Stadthotel verbracht haben. Am Abend sind wir noch kurz zum Hafen gelaufen, wo ein sehr großes rotes Eisbrecherschiff verankert war, und haben einen kurzen Bummel durch die ehemaligen Lagerschuppen gemacht, die heute schicke Cafés, Galerien und Shops beherbergen. Da uns das Essen dort aber zu teuer war haben wir uns mit zweitklassigem indischem Essen zufrieden gegeben.
Für die folgenden zwei Tage haben wir dann die Zivilisation für tagsüber verlassen und sind in den wilden Westen der Insel gefahren. Die Natur dort ist wirklich beeindruckend, fast hinter jeder Kurve sieht es wieder ganz anders aus.
Tasmanien ist reich an Wasserfällen, von denen wir einige besucht haben. Die ersten beiden (Russell Falls und Horseshoe Falls) lagen im Mount Field National Park und war nur wenige Gehminuten vom Visitor Centre entfernt.
Auf dem Weg haben wir jede Menge Wallabies gesehen die im dichten Urwald herumgehopst sind. Die Wasserfälle waren wunderschön anzuschauen. Sie führten relativ viel Wasser da es in den letzten Tagen/ Wochen viel geregnet hatte (schließlich waren wir im tiefsten Winter in Tasmanien).
Die beiden Fälle waren jedoch nichts gegen die Nelson Falls, die wir nach einigen Stunden Fahrt und wiederum einem kurzen Fußmarsch erreicht haben. Sie haben so viel Wasser geführt dass man sie kaum anschauen konnte so nass ist man dabei geworden.
Die nächstgelegene Besichtigungsplattform war durch einen herabgestürzten Baum halb eingefallen und teilweise vom Fluss überspült. Als wir wieder am Auto ankamen waren wir patschnass und verfroren, aber es hat sich definitiv gelohnt! Naturgewalten sind schon immer wieder beeindruckend.
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Übernachtet haben wir in Strahan, das im Sommer wohl ein sehr frequentiertes Ziel sein soll von Touristen, die mit der Dampfeisenbahn vom benachtbarten Queenstown hierher fahren oder eine Bootstour in die Wildnis auf dem Gordon River machen; für beides hatten wir jedoch leider nicht genug Zeit und auch kein Geld übrig.
Übernachtet haben wir in einer kleine Hütte auf einem Campingplatz, wo es in der Nacht immer mal wieder geraschelt und geknistert hat. Am morgen waren alle unsere Klamotten kalt und klamm, sodass ich froh war als wir wieder im geheizten Auto saßen.
Auf dem weg zu unserem nächsten Ziel haben wir noch einen Zwischenstop an den Henty-Dunes gemacht, die sehr große Ähnlichkeiten mit den Sanddünen in Port Stephens haben.
Nach knapp 1,5 Stunden sind wir dann (ohne auch nur einem anderen Menschen begegnet zu sein) an der Hängebrücke angekommen, von der aus man die Wasserfälle gut sehen kann. Sie waren wirklich absoulut beeindruckend!
Zurück am Auto war insbesondere ich dann vollkommen nass bis auf die Haut, in meinen Schuhen hat sich schon das Wasser gesammelt und ich konnte mir nicht vorstellen dass die jemals wieder trocken werden könnten.
Dank Autoheizung hatten wir uns einigermaßen wieder aufgewärmt, als wir dann ein weiteres touristisches Highlight erreicht haben, den Cradle Mountain Lake St. Clair National Park. Laut Reiseführer regnet es hier an acht von zehn Tagen, gutes Wetter ist also Mangelware. Als wir aus dem Auto stiegen haben wir das auch sofort mitbekommen: der Wind war eisig und es hat andauernd geregnet.
Dennoch wollten wir uns wenigstens einen kleinen Blick in den Nationalpark nicht entgehen lassen und sind am späten Nachmittag zur kurzen Fahrt zum Dove Lake aufgebrochen. Die Landschaft dort hat uns sehr an die Alpen erinnert, viele Felsen und wolkenverhangene Berge, in der Mitte ein eisig wirkender See.
An einem der wenigen Sonnentage muss es dort wirklich paradiesisch sein, hat es uns doch sogar schon bei Schmuddelwetter sehr gefallen. Nach einem kurzen Spaziergang runter zum Seeufer waren dann die halbwegs trockenen Schuhe und die frisch angezogene Hose wieder patschnass, sodass ich nur noch zurück zum Auto wollte.
Auf dem Rückweg haben wir dann an einem Parkplatz zwei Menschen gesehen, die interessiert ein braun-graues Fellbündel anstarrten: einen Wombat! Ein Wombat ist ein Beutelsäuger, verwandt mit den Koalas und Kangaroos, der typisch ist für Australien. "Unser" Exemplar hatte es sich am Wegesrand bequem gemacht um dort in aller Seelenruhe Gras zu futtern (Wombats sind Vegetarier :) ).
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Er hat sich überhaupt nicht von uns stören lassen, obwohl wir nur etwa 1,5 Meter von ihm entfernt saßen. Das war auf jeden Fall ein ganz besonderes Highlight, insbesondere weil es so unerwartet kam. Einen Wombat in freier Wildbahn zu sehen und dann auch noch so nah, das hätten wir uns nicht träumen lassen.
Nach diesem erlebnisreichen Tag war ich dann sehr froh, als wir abends erfolgreich ein Hotel in Deloraine gefunden und gegessen hatten. Unser Zimmer (inklusive Badezimmer) dort war komplett neu renoviert: man glaubt gar nicht wie glücklich man mich mit einer schönen und sauberen Dusche und einer Heizdecke im Bett machen kann! Wie in mehreren anderen tasmanischen Orten auch gab es auch in Deloraine mal eine Dampfeisenbahn, die heute frei zugänglich gegenüber unseres Hotels ausgestellt war, sehr zu Andrés Freude.
Der Flughafen hatte eine ähnliche Größe und Ausstattung wie der von Hobart, darum beschlossen wir, einen extrem überteuerten Shuttel-Bus in die Stadt zu nehmen um die restlichen ca. 5 Stunden bis zum Abflug zu überbrücken.
Unser eigentliches Ziel war jedoch die Cataract Gorge, eine Schlucht nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Aufgrund der Anstrengungen der vergangenen Tage haben wir dann nicht den Zig-Zag-Track sondern den kinderwagentauglichen Gehweg rechts der Schlucht gewählt.
Dafür hatten wir ausgiebig die Möglichkeit, die Einsamkeit und die Wildnis kennenzulernen, was im Sommer sicherlich auch anders ist. Ein bißchen traurig weil ich gerne noch etwas geblieben wäre, aber auch gespannt auf den zweiten Teil der Reise, haben wir uns schließlich in den Flieger nach Melbourne gesetzt, aber dazu demnächst mehr.