Mittwoch, 21. Oktober 2009

Nachtrag: Outback - Adelaide to Alice Springs

So, hier kommt der letzte Australieneintrag... Und eine kleine Warnung vorweg: der Eintrag ist lang und es gibt viele viele Bilder (70 genaugenommen) - aber wir haben in den 7 Tagen so viel gesehen und erlebt dass es einfach nicht kurz zu fassen ist :)

Startpunkt fuer unsere Tour quer durch Australien nach Alice Springs war Adelaide, und dort ging es dann auch schon zeitig los..

Wir waren unglaublich muede und etwas entnervt weil wir schon gegen halb 8 los sind, aber wenn wir gewusst haetten dass wir die naechsten 7 Tagen jeweils gegen halb 5 aufstehen wuerden haette uns das wohl eher kalt gelassen...

Erster Stop war Melrose, idylisch am Mount Remarkeable gelegen und aelteste Stadt (ok, es gibt nicht sooo viele) in den Flinders Ranges. Sehr cool waren die fahrenden Haeuser (naja, jedenfalls hatten sie Raeder)...

Weiter ging es dann an immer kargeren Feldern entlang nach Quorn und Hawker, wo wir eine verfallene Siedlung besucht haben. Vor vielen Jahren wollten dort ein paar intelligente Jungs mitten in der trockenen Steppe Getreide anbauen - leider ist das Experiment nicht so wirklich geglueckt und man findet heute nur noch Ruinen.

Ein Stueck weiter gab es dann die ersten Wanderung: Wir haben ziemlich alte Felsmalereien der Aborigines gesehen und viel darueber gehoert - ein paar Zeichen hab ich mir gemerkt, z.B. Kangaroo und Emu-Spuren und wie ein Wasserloch gezeichnet wird, die ganz arg wichtigen Dinge also die man zum ueberleben im Outback braucht :) Unser Guide Kevin war aber auch ein laufendes Buch, er hat uns in der einen Woche so viele Sachen erzaehlt, echt cool!

Die Fahrt ins Zentrum der Flinders Ranges zog sich etwas hin, aber es war interessant zu sehen wie sich die Landschaft veraendert. Waehrend es um Adelaide herum noch ziemlich gruen war, gab es hier nur noch sehr viele Steine und ein bisschen Gestruepp.

Nachdem wir uns noch einige wilde Gelbfusswallabies angeschaut haben ging's zu unserer ersten Uebernachtung in Angorichina das im Parachilna Gorge liegt. Wir haben dort in einem ehemaligen Krankenhaus uebernachtet und unser Kuehlschrank war interessanterweise die alte Leichenkammer...

Kurz nach Sonnenaufgang ging's dann auf Mountainbikes die Schlucht hinab (ja, auch Tina ist mitgefahren!) und im Anschluss weiter Richtung Marree, entlang des Oodnadatta Tracks (eigentlich alles eher fuer 4WD) und der alten Ghan Eisenbahnstrecke.

Auf dem Foto sieht man Buschtomaten (ich glaube das sind welche), eines der essbaren Gewaechse im Outback. Eigentlich sollte ich ja mitterweile wesentlich mehr kennen, aber ich hab die meisten schon wieder vergessen... Unterwegs hab ich mir uebrigens auch ein neues Auto gekauft, siehe Foto:

Naja nein... nicht wirklich :) Das die Strecken fuer den Fahrer oft auch etwas langweilig sind kann man hier sehen:
Mich wundert echt dass Kev nicht irgendwann am Steuer eingeschlafen ist, die ganze Zeit durch so eine Einoede fahren waehrend der Grossteil der Besatzung hinten schlaeft ist sicher nicht gerade gut um wachzubleiben.

Das seltsamste Erlebnis war der Besuch bei dem alten Kauz dessen Namen ich vergessen habe: Er lebt mitten im Outback, weit weg von allem und ist wirklich ein Freak. Bei unserem Besuch hat er mit irgendeinem Wort angefangen (Ich glaube Australien) und erklaert wie das zustandekommt: Aber nicht wo es jetzt herkommt sondern er hat irgendwelche Woerter aus verschiedenen Sprachen genommen, das ganze mit irgendwelchen Bedeutungen in den verschiedensten Kulturen verknuepft und das ganze so dargestellt als waere das alles total krass zusammenhaengend...

Naja schlecht zu erklaeren, man muss das echt erlebt haben!

Auf dem Foto hier sieht man einen Ocker-Steinbruch, und zwar einen besonderen: Er ist tausende von Jahren alt und heiliges Land, weil dort die Aborigines diese bestimmte Farbe fuer ihre Felsmalereien herholen. Man findet z.B. Farbe von diesem Bruch in der Naehe von Darwin, und das ist tausende Kilometer entfernt! Und die Aborigines sind das frueher alles gelaufen! Durch die Wueste! Voll krass...

Nach einem Besuch in einer weiteren verfallenen Stadt (lief frueher ganz gut weil sie direkt an der alten Ghan-Eisenbahnstrecke lag, aber als die Bahn aufgegeben wurde war das auch das Ende fuer die Stadt) ging es weiter zum naechsten Schlafplatz.

Unterwegs haben wir noch an einem Festivalgelaende gehalten:

Mitten im Nirgendwo feiern jedes Jahr (auch noch heute) Hippies ein Festival bei dem sie jedesmal auch eine neue Skulptur bauen.

Da im Outback mangels Wind und Wetter nichts kaputtgeht, ist das ganze heute ein grosser Skulpurenpark :) Sehr cool waren die beiden Flugzeuge und der Hoverbus :)

Nachdem wir einen der Salzseen passiert haben ging es daran Feuerholz fuer unser Lagerfeuer zu organisieren. Mangels Baeumen in der Gegend haben wir uns an der alten Ghan Bahnstrecke bedient - die ist jetzt um ca. 10 Schwellen aermer, sorry :)

Auch wenn man es kaum fuer moeglich haelt gibt es mitten in der Wueste doch ab und zu Wasser, und zwar ziemlich "altes": Zwischen dem einsickern des Wassers in den Boden in Queensland und dem Austritt aus der Quelle im Outback liegen ca. 2 Millionen Jahre! Echt abgefahren, das sprudelt da die ganze Zeit einfach so aus dem Boden!

Uebernachten haben wir im Nirgendwo unterm Sternenhimmel - und das war der tollste Sternenhimmel den ich bis heute gesehen habe: Man konnte sooo viele Sterne sehen! Noch besser als in Queensland! Und ich kenne jetzt auch ein Aborigine Sternzeichen (eigentlich kein Sternzeichen, weil die gehen nach den dunklen Stellen im Himmel), den Emu!

Geschlafen haben wir auf typisch australische Art, in Swags: Eine Mischung aus Schlafsack und Matraze und Isomatte, sehr cool! Wir fandens beide total gemuetlich und auch nicht zu kalt! Und zum Fruehstueck gabs sogar Pancakes (Kev hat zufaellig eine Packung im Anhaenger gefunden), voll nobel :)

In William Creek (kleinste Stadt Australiens mit 3 Einwohnern, aber hat ein Hotel und darf sich deswegen Stadt nennen) haben wir Ueberreste von Raketen der Woomera Rocket Range gesehen und im Pub einen Koala hinterlassen (so wie schon viele viele Leute vor uns auch irgendetwas von sich hinterlassen haben, sieht echt voll aus) :)

Nach ein paar Stunden Fahrt durchs Outback sind wir dann in der Opal Stadt Coober Pedy gelandet. Da es dort im Sommer in der Regel etwas heiss (> 40 Grad) ist haben sich die Leute gedacht dass es sinnvoll waere die Loecher die sie eh schon fuer den Opalabbau gegraben haben einfach als Wohnungen zu verwenden! Ein Grossteil der Menschen lebt also unter der Erde, und das nichtmal schlecht!

Ich hab dort uebrigens auch versucht Opale zu finden, aber trotz toller Ausruestung (ein Essloefel) und enormer Anstrengungen (mein Loch war am Ende ca. 50 cm tief!) konnte ich keinen finden... letztendlich hab ich dann Tina der Einfachheit halber einen gekauft :)

Da die Gegend dort ernsthaft wie auf dem Mars aussieht wurden auch mehrere Sci-Fi Filme dort gedreht, darunter Pitch Black. Das Raumschiff daraus liegt dort immernoch herum und ich habe es sozusagen annektiert :)
Achja, wir haben natuerlich wie die Einheimischen uebernachtet: Unter der Erde (ok, nicht in so einem komfortablen Bett, aber aehnlich) :)

Auf dem Weg in's Northern Territory kommen einem dann auch immer mehr Roadtrains entgegen (zum Schluss war fast jede zweite Begegnung auf der Strasse mit einem Roadtrain, also ca. alle 20 Minuten) ;) Sogar Kev der sonst eigentlich eher nicht ausgewichen ist hat sich dann doch ab und zu mal in die Hose gemacht und ist ein bisschen weiter links gefahren *g* Die Laster sind aber auch echt heftig, teilweise haben sie sogar 4 Anhaenger!

Ueber die meiste typischen Aussietiere haben wir ja irgendwann schon geschrieben, aber ueber die hier noch nicht - und das obwohl sie ein zentrale Rolle bei den Aborigines einnehmen!

Der Emu ist schon ein seltsamer Vogel, irgendwie haesslich, aber trotzdem niedlich (obwohl gross und mit scharfen Krallen bewaffnet).

Leider weiss ich nicht mehr genau wie die Traumzeit Geschichte war, auf jedenfall gab es in der Traumzeit einen riesengrossen Emu. Dieser Emu hat immer nur ein Ei gelegt und irgendwelche boesen Leute haben ihm das geklauft - das fand er natuerlich garnicht gut, genaugenommen ist er voll ausgerastet.

Irgendwem hat das nicht gepasst und er hat den Emu gekillt. Ausserdem wurden die Emus in Maennchen und Weibchen aufgeteilt damit sie kleiner sind und sie duerfen jetzt auch mehrere Eier haben damit sie nicht immer gleich austicken :) Interessanterweise sieht man auch noch etwas aus der Zeit vor der Spaltung bei den jetzigen Emus: Sie haben Doppelfedern!

Ganz interessant, jede Feder spaltet sich in zwei Federn auf! Man sieht, eine total schluessige Geschichte! :)

So, und kurz nach unserer Emubegegnung waren wir auch schon am Uluru - oder Ayers Rock wie die weissen Siedler zu sagen pfleg(t)en. Im Prinzip ist das ganze nur ein grosser Felsbrocken - interessant macht ihn das um ihn herum keine anderen grossen Felsbrocken sind (ausser vielleicht Kata Tjuta, bzw. "die Olgas").

Auf jeden Fall schoen anzusehen und den Aborigines sehr heilig - deswegen (und weil sie sich schuldig fuehlen wenn jemand darauf stirbt) sollte man eigentlich nicht hochklettern.

Leider machen das trotzdem viele Leute weil sie entweder nicht mitdenken, ignorant sind oder keine Aborigines moegen.

Letzteres ist in Australien irgendwie ziemlich ausgepraegt, die meisten Aussies finden Aborigines ziemlich "aetzend".

Hier ist auf jeden Fall in der Beziehung etwas schiefgelaufen - und ich persoenlich sehe die Schuld eher beim weissen Mann.

Da es mittags leider ziemlich schnell ziemlich heiss wird mussten wir wie ueblich sehr frueh raus (natuerlich auch um den Sonnenaufgang zu sehen). Die erste Wanderung ging durch Kata Tjuta, ein System von Schluchten in der naehe vom Uluru. Die Highlights dort waren: Das Tal der Winde wegen der steil aufragenden Felswaende ziemlich imposant und durch den Wind auch sehr erfrischend.

Weiteres Highlight: Kev hat uns ein Wundermittel der Aborigines gegen die staendig und massenhaft auftretenden Fliegen gezeigt: Eine Art Outback-Lavendel, den man zerreiben und sich auf die Haut schmieren kann um die Fliegen loszuwerden.

Das haben dann natuerlich auch gleich einige ausprobiert (auch Tina :) ) und eine Nebeneffekt war die ziemlich starke Farbwirkung des ganzen :) Nicht sehr nett aber fuer mich sehr lustig war das Kevin danach richtiggestellt hat dass das Zeug die Fliegen eher anzieht als abweist *g*

Und ein besonderes Highlight: Wilde Kamele! Und zwar gleich eine ganze Gruppe die direkt vor uns ueber die Strasse gelatscht ist! Eigentlich ist das garnicht so besonders wenn man bedenkt dass es in Australien geschaetzte 300.000 wilde Exemplare gibt! Und alles Nachkommen von den paar Kamelen die irgendwann mal importiert wurden bevor es die Eisenbahn gab!

Wir wurden auf der Tour uebrigens besten versorgt - bzw. haben uns versorgt.

Es gab eigentlich jeden Tag leckeres Essen, wir mussten zwar selbst mithelfen, aber das war bei 17 Helfern eigentlich kein Problem. Hier Kev beim BBQ managen und das Ergebis der Muehe :)

Am naechsten Tag konnten wir das Ergebnis einer Dreamtime Story live sehen:

Die Geschichte von Lungkata geht ungefaehr so: In der Traumzeit gab es die relativ faule Echse Lungkata, der zufaellig ein halbtoter Emu ueber den Weg lief.

Der Emu starb kurz darauf (lag wohl an dem Speer in seiner Brust) und Lungkata dachte sich: Hey cool, den fress ich obwohl ich ihn nicht selbst gejagt hab!

Gesagt getan und kurz darauf kamen zwei Vogelwesen vorbei die den Emu eigentlich gejagt hatten. Hastig versteckte Lungkata den Emu und gab an dass er nichts gesehen hatte. Die Vogelwesen zogen ab, Lungkata schnappte den Emu und machte sich auf den Weg in sein Versteck.

Leider checkten die Vogelwesen relativ schnell das Lungkata ihre Beute geklaut hatte und verfolgten ihn. Da Echsen recht langsam sind hatten sie kein Problem ihn zu stellen und legten Feuer unter seinem Versteck - Lungkata verbrannte auf dem Weg dahin, fiel den Berg runter und zerfiel dabei in grosse Brocken.

Die kann man heute noch sehen, das sind Felsbrocken am Uluru! Und die Moral von der Geschicht: Klau nicht was anderen gehoert! :)

Ein weiteres interessantes Aussietier ist das Ameisenfallenvieh. Den genauen Namen weiss ich nicht, aber es baut trichterfoermige Fallen aus ganz arg feinem Sand. Wenn ne Ameise da hineingeraet kommt sie nicht mehr raus und rutscht in das Loch - und dann machts -Schnapp- und weg ist die Ameise! Echt krass anzusehen!

Letzter Tag und letzter Ausflug war dann Watarka - oder auch Kings Canyon. Ich wuerde fast sagen das war der eindrucksvollste Walk, einfach weil es so oft so steil hinunter ging :) Dort haben wir endlich mal auch eine Schlange gesehen, eine australische Rothautgeleeschlange, seeeehr gefaehrlich!

Einer aus unserer Gruppe hat am Uluru aber tatsaechlich eine Schlange gesehen (und aus der Naehe fotografiert, Freak!): Einen Inlandstaipan, die giftigste Schlange der Welt!!

Nicht ganz so beeindruckend wie der Grand Canyon ist der Kings Canyon doch ziemlich toll. Vorallem besteht er aus alten Sandduenen, innen ist er schneeweiss (man kann ihn sogar mit der Hand zerbroeseln!), nur die Oberflaeche ist rot (und das ist alles angewehter Staub aus dem Outback!).

Im Canyon haben wir auch einen der ganz seltenen Minikoalas gesehen, haben wir ein Glueck gehabt! :)

Auf dem Weg nach Alice Springs haben wir dann noch beim singenden Dingo gehalten (er jault tatsaechlich wenn jemand Piano spielt..).

Alice ist ziemlich unspektakulaer, sehr viele Aborigines aus diversen Teilen des Landes, ansonsten aber nicht viel los. Hier hies es dann auch Abschied nehmen von unserer Truppe.. Es war echt eine super Tour, lag natuerlich sehr an unserem Guide, Kev hat das sooo super gemacht!

Also dann, das war's dann, Schluss mit Australien!